Fahrbericht BMW 1er 116d: Heckantrieb im Kompaktformat

Seit seinem Erscheinen im Jahr 2004 begleiteten den ersten BMW 1er gegensätzliche Ansichten zum Außendesign. Die einen fanden seinen Auftritt ausgesprochen schick, andere lästerten, der Kleine habe einen Hängebauch. Die Kritiker von einst sind verstummt. Dem Außendesign der zweiten 1er-Generation werden durchweg Komplimente gemacht. Zu Recht. Man kann Gefallen finden an seiner Erscheinung. Und der Testwagen, ein 116d, Fünftürer, Sport Line, verdient gleich noch ein Kompliment dazu: Mit Kraftstoff geht er ausgesprochen sparsam um. Es ist erlernbare Kunst, den Durchschnittverbrauch pro 100 Kilometer auch schon mal in der Nähe von fünf Litern zu halten. Eingehen in solche Sparrechnung kann sogar eine ansehnliche Distanz mit gleichmäßigem Autobahntempo um 120 km/h. BMWs grundsätzliche Ausrichtung auf „Efficient Dynamics“ zeigt Wirkung.Ausgeklügelte SpartricksExtrem genügsam macht der spezielle Fahrmodus „ECO PRO“, der sich auf Tastendruck wählen lässt. In diesem Falle zieht das Auto sämtliche Sparsamkeitsregister, beispielsweise wird auch die Kühl- und Heizleistung der Klimaanlage verbrauchsgünstig angepasst. Das Start-Stop-System ist sowieso in Aktion. ECO PRO kann der Fahrer per iDrive über das angebotene Menü nach persönlicher Vorstellung konfigurieren, etwa die Geschwindigkeit festlegen, ab der das spezielle Sparsystem voll wirken soll.„Sport Line“ und Diesel – ein Widerspruch?Wie passt die Ausstattung „Sport Line“ zu einem Diesel, noch dazu zum kleinen 116d? Sportliche oder schmückende Akzente im Exterieur und Interieur sind stets willkommen; Sportsitze beispielsweise, Lederlenkrad oder Leichtmetallräder mit attraktiverem Sternspeichendesign. Zugegeben, verglichen mit den leistungsstärkeren Dieselmotorisierungen des BMW 1er (143, 184, 218 PS) nehmen sich 85 kW/116 PS ausgesprochen bescheiden aus. Im täglichen Umgang mit dem Testwagen aber lernt man den Charakter des kleinsten Selbstzünders schätzen, den fast zwei Liter Hubraum und ein maximales Drehmoment von 260 Newtonmetern ab 1.750 U/min prägen. Auch mit der Diesel-Basismotorisierung lässt sich das kompakte, gut 1,3 Tonnen schwere Auto erstaunlich flott bewegen. Geschwindigkeitsgewinn baut sich nicht blitzartig, aber spürbar willig auf, unterstützt von sechs flüssig zu schaltenden Gängen. Der Eindruck entsteht nicht, dass es dem 116d an Muskeln fehlt. Für denjenigen, der Daten mag: In 10,2 Sekunden ist der „kleine“ Diesel-1er auf Tempo 100, und als Höchstgeschwindigkeit sind immerhin 200 km/h drin. Vom Arbeitsgeräusch des Selbstzünders ist im Innenraum auch dann wenig zu hören, wenn es zügig zur Sache geht. Dann verliert sich das verhaltende Dieselkonzert gänzlich in den Windgeräuschen. Agile HeckkräfteIn der Liga des kompakten Weißblauen tummeln sich bekanntlich allerhand Wettbewerber. Aus dem Rudel hebt den BMW 1er von vornherein sein markentypisches Alleinstellungsmerkmal heraus: Heckantrieb! Während die Vorderräder lediglich die Funktion haben, die Fahrtrichtung zu bestimmen, kommt der Vorwärtsschub von hinten. Dass das zu spürbarer Agilität im Fahrverhalten führt, ist mitzubekommen, wenn hinterm Lenkrad bewusst darauf geachtet wird. Die von Antriebseinflüssen freie, variable Sportlenkung arbeitet präzis, und der Wendekreis von nur 10,7 Metern ist öfter hilfreich. Schon mit einem 1er BMW 116d, den schwächsten unter acht Geschwistern, lässt sich BMW-typische Fahrkultur erleben. Übers Fahrwerk lässt sich knapp so urteilen: Es baut gewissermaßen in jeder Situation Vertrauen neu auf, dass der Unterbau jede Aufgabe zuverlässig bewältigt. Von schwelendem Übersteuern als Folge des Hinterradantriebs kann nicht die Rede sein. Die Einheit Federung/Dämpfung beschert eher sportliche Straffheit, wie sie temperamentvolle Fahrer mögen. Fahrbahnunebenheiten lässt sie dennoch nur andeutungsweise spüren. Beim Testwagen ließen sich spezielle Fahrwerkseigenschaften über den „Fahrerlebnisschalter“ wählen: KOMFORT (maximale Fahrstabilisierung)l, SPORT (sportliches Fahren bei maximaler Fahrstabilisierung) und SPORT ( sportliches Fahren bei eingeschränkter Fahrstabilisierung). Die Taste TRACTION macht das Auto für losen Untergrund maximal fit. Innen: sportlich und passgenau Schon bei einer ersten kurzen Sitzprobe im Cockpit imponiert, wie die Lehne der Sportsitze den Oberkörper regelrecht umschlingt und ihm auf diese Weise spürbar Halt gibt. Neben der Neigung des Sitzes- und der seiner Lehne lässt sich sogar die Lehnenbreite elektrisch einstellen. Es gibt eine Lordosenstütze, und auch die Schenkelauflage kann vergrößert werden. Angesichts der Einstellmöglichkeiten kommt die zweifache Memory-Funktion des Fahrersitzes zupass. Die Cockpitgestaltung eines 1ers orientiert sich an modellübergreifenden BMW-Vorgaben. Die Landschaft ist wenig aufregend, aber übersichtlich gestaltet, die Zuordnungen der Schalter und Drehregler lassen sich rasch erfassen. Das iDrive-Control Display erleichtert den Zugriff zum umfangreichen Können des Autos, das übersichtlich im Hauptmenü aufgelistet ist: CD/Multimedia, Radio, Kopplung mit dem Mobiltelefon, Navigation. Über wahlweise mögliche Spracheingaben lassen sich bevorzugte Funktionen ohne entsprechende Handgriffe aktivieren. Vermittelt werden auch Informationen zum Fahrzeug, und es gibt Möglichkeiten, Einstellungen wunschgemäß zu verändern. Der Testwagen ließ den Service von BMW ConnectedDrive nutzen: BMW Assist und BMW online. Über den bis zu drei Jahren kostenlosen Service lassen sich zeitnah aktuelle Verkehrsinformationen für die gewählte Route und Ausweichstrecken bei Stau erfahren. In Notfällen wird der Standort des Autos Einsatzkräften oder der Pannenhilfe übermittelt. Die Parkinformation erspart beispielsweise in ganz Deutschland die Suche nach einem freien Parkplatz. Dank BMW Online gibt es zeitnahe Informationen zum Wetter. Und gegebenenfalls sogar (vorbereiteten) Internetanschluss im Auto zu haben, wird derjenige schätzen, wer an der Arbeitsstelle oder zu Hause alltäglich Umgang mit dem Netz hat. FazitDer Testwagen machte dank reichlicher Sonderausstattungen, die mit gut 16.000 Euro (!) zu Buche schlagen, verständlicherweise mehr Eindruck als eine Basisversion. Vom kleinsten Selbstzünder aber lässt sich wohl am beeindruckendsten ablesen, wie weit die Münchner mit ihrer Orientierung BMWEfficient Dynamics bereits gekommen sind. Denn den 116d gibt es auch als spezielle EfficientDynamics Edition. Kombinierter Durchschnittsverbrauch: 3,8 l/100 km! (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)Daten BMW 1er 116d:Länge x Breite x Höhe (m): 4,23 x 1,74 x 1,42Motor (Bauart, Hubraum): Vierzylinder Common-Rail-Turbodiesel, 1.995 ccmMax. Leistung: 85 kW/115 PS Max. Drehmoment: 260 Nm ab 1.750 U/min Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert): 4,5 l/100 km CO2-Emission: 117 g/km Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 10,3 sHöchstgeschwindigkeit: 200 km/h Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 1.380/1.830 kgGepäckraum: 330 bis 1.150LiterGrundpreis BMW 1er 116d (6-Gang-Handschaltung): 25.950 EuroPreis des Testwagens mit diversen Sonderausstattungen: 42.950 Euro 

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