BMW 5er Hybrid im Fahrbericht: Wuchtbrumme auf Diät
Ein fehlendes Bewusstsein für die Umwelt kann man dem BMW Active Hybrid 5 nicht vorwerfen. Schließlich nutzt BMWs Elektro-Benzin-Zwitter die Daten seines Navigationssystems, um je nach Topografie oder Tempolimit das Zusammenspiel der Antriebskomponenten zu regeln. Meldet der Navigator etwa eine vorausliegende Gefällestrecke, kann die Energie der Lithium-Ionen-Batterie zuvor noch vollständig in Vortrieb gesteckt werden.
Bis zu vier Kilometer rein elektrisch
Hierfür setzt BMW auf einen 40-kW-Elektromotor, der anstelle des Drehmomentwandlers in der Achtgangautomatik sitzt. Auf der folgenden Bergab-Passage macht sich der Synchronmotor als Generator nützlich und lädt den Stromspeicher im Kofferraum wieder auf. Dank üppiger Batteriekapazität von 1,3 kWh fährt der BMW Active Hybrid 5 auf Wunsch rein elektrisch: Wer das Gaspedal streichelt, kommt mit maximal 60 km/h bis zu vier Kilometer weit – genug, um sich lautlos aus dem Wohngebiet zu schleichen oder kräftezehrenden Stop-and-go-Verkehr zu absolvieren.
Als weiteren Sparkniff knipst der BMW Active Hybrid 5 im Schubbetrieb bis Tempo 160 den Verbrenner aus und trennt ihn vom Antriebsstrang, um keine Bewegungsenergie in der Motorbremse zu verjubeln und möglichst weit zu rollen - im Marketingjargon "segeln". Wer konsequent stromert, rekuperiert und rollt, fährt nicht nur entspannt, er wird auch mit Verbräuchen in der Nähe des NEFZ-Konsums von 6,4 Liter/100 Kilometer belohnt.
BMW Active Hybrid 5 kann auch stürmisch
Doch der BMW Active Hybrid 5 hat noch ein zweites Gesicht: Bei vollem Tritt aufs Gaspedal verbünden sich Elektromotor und Sechszylinder-Turbo zu einer Gesamtsystemleistung von 340 PS und 450 Nm. Im Boost-Modus schießt der 1,9-Tonner daher in 5,9 Sekunden auf Tempo 100, womit er seinen reinen Benzin-Bruder 535i um ein Zehntel unterbietet – angesichts von 140 Extra-Kilo mehr als beachtlich.
Ebenso beachtlich ist, wie routiniert das Zusammenspiel der Komponenten klappt. Trotz Einsatz einer automatisierten Kupplung fährt der BMW Active Hybrid 5 mit drehmomentwandlerischer Geschmeidigkeit los, schaltet entspannt und ruckfrei zwischen den Motoren hin und her, um auf Befehl des Fahrers verzugfrei davonzustürmen. Von hohem pädagogischem Wert erweisen sich hybridspezifische Anzeigen, die mit gewonnenen Zusatzkilometern oder Verbrauchsdiagrammen um vorausschauendes Fahren werben. Die Elektrifizierung passt also bestens zur schnellen Reiselimousine, die mit oberklassigem Komfort bei faszinierend agilem Handling sowie umfassenden Sicherheits- und Infotainment-Funktionen den derzeitigen Stand der Technik repräsentiert. Dass der Kofferraum 145 Liter Volumen an die Batterien abtreten muss, lässt sich als einzige Einschränkung verschmerzen.
BMW 520d Efficient Dynamics braucht nur 4,5 Liter
Allerdings stellt sich die Frage, warum ausgerechnet eine Wuchtbrumme wie der BMW 535i auf Diät gesetzt wird. Schließlich hat BMW sparsame Dieselmodelle wie den 520d Efficient Dynamics Edition im Programm, der mit einem Normverbrauch von 4,5 Liter pro 100 Kilometer nochmals in einer anderen Liga spielt. Doch Diesel besitzen in vielen Ländern nach wie vor ein Schmuddelimage und kommen für Käufer von Edellimousinen nicht in Frage. So dürfen nur zehn Prozent der BMW Active Hybrid 5 in Deutschland bleiben, während jeweils ein Drittel der Dingolfinger Produktion für USA und Japan reserviert ist. Aus dem gleichen Grund soll es übrigens auch keinen Touring-Hybrid geben. Darüber hinaus ließe sich die exklusive Technik kaum an die preissensiblen Käufer eines 520d bringen, wohingegen Interessenten eines teuren Sechszylindermodells bei einem Aufschlag von 12.000 Euro gegenüber dem 535i weniger zucken. Noch dazu, wo der Hybrid-Aufpreis ausstattungsbereinigt (unter anderem Automatik, Navigation Professional und Vier-Zonen-Klima serienmäßig) auf rund 4.500 Euro schmilzt.
Ebenfalls serienmäßig dokumentieren die schullineallangen BMW Active Hybrid 5-Schriftzüge an Kofferraumdeckel und C-Säulen das Umweltbewusstsein seines Fahrers. Für viele vielleicht ein stärkerer Kaufgrund als die eigentliche Spritersparnis. Auch in diesem Punkt beweist der Stromer also ein feines Gespür für die Umwelt.
Siehe auch:
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